Im alltäglichen Sprachgebrauch gehen wir beim Lesen von einer passiven Tätigkeit aus, die darin besteht, aus einer Sammlung graphischer Zeichen Informationen zwecks Verständnis zu entnehmen. Um in der Informatikmetapher zu bleiben: Die Autorin kodiert etwas in Sprache, das von der Leserin anschließend dekodiert werden muss. Allerdings haben etliche Untersuchungen hinlänglich bewiesen, dass dieses Modell nicht stimmig sein kann. Wie genau ein Text auf Wort-, Satz- und Textebene gelesen und verstanden wird, ist psychologisch immer noch umstritten. Ein Modell konkurriert mit dem anderen (Christmann/Groeben 2013), und da mein Wissen an dieser Stelle nicht weiter als bis zu den Schlusszeilen weniger Artikel reicht, will ich darauf nicht viel länger eingehen. Allerdings herrscht Einigkeit über eine Sache: Textverstehen ist immer eine „Wechselwirkung zwischen Text(-Information) und Rezipienten/innen(-Wissen)“ (Christmann/Groeben 2013, S. 146). „RB 3 — Die Sinnsphäre“ weiterlesen
Schlagwort: Roland Barthes
RB2 — Wehen einer Geburt
„Die Geburt des Lesers muß mit dem Tod des ‚Autors‘ bezahlt werden“ (Barthes 1968, S. 62). Mit dieser prophetischen Quittung beendet Roland Barthes seinen Tod des Autors. Und wenn auch die Literaturpraxis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts davon weitgehend unberührt geblieben ist (so sind z.B. Autorinneninterviews nicht verschwunden und Literaturpreise werden noch immer an Autorinnen vergeben – was eine Literaturlandschaft sein könnte, die sich nicht zu weiten Teilen um die Autorinnen dreht, müssen wir erst noch erfinden), so hat doch die Literaturwissenschaft sich allerhand Mühe gegeben, die Rechnung zu begleichen. Diskursanalysen von literarischen Texten, die mit Mitteln der Gender-, Postcolonial-, White-, Queer-Studies u.a. arbeiten, beruhen allesamt auf der Annahme, dass sich gesellschaftliche Vorstellungen von Geschlecht, Rasse und Sexualität in kulturellen Formen niederschlagen – die Autorinnen sind Kinder ihrer Zeit und an ihren Schriften lassen sich diese Vorstellungen nachzeichnen (und dekonstruieren). „RB2 — Wehen einer Geburt“ weiterlesen
OT5 — Sackgasse mit zwei Fortführungen
– What!? Jetzt waren wir solange mit dem Begriff ‚offene Texte‘ spazieren, du hast mir meine Skepsis sogar vorgeworfen, und jetzt gibst du selber zu, dass wir den Begriff nicht brauchen, dass alle unsere Anstrengung umsonst gewesen sein soll? „OT5 — Sackgasse mit zwei Fortführungen“ weiterlesen
OT3 — Die Öffnung der Offenheit
– Du, langsam habe ich auch Angst, dass du dir ein Bein stellst. Glaubst du nicht, dass Elias Recht hat, dass der Begriff vielleicht doch überfrachtet, ausgefranst, aufgeblasen ist – nenn es, wie du willst – und du besser mit einem anderen Begriff fährst? „OT3 — Die Öffnung der Offenheit“ weiterlesen
RB1 — Der Tod der Autorin
– Du hast sieben Jahre Literatur studiert. Wenn du einen Text nennen müsstest, der für diese Zeit der wichtigste gewesen ist, welcher wäre das?
Du meinst im Hinblick auf mein Studium?
– Drücke ich mich so unklar aus? „RB1 — Der Tod der Autorin“ weiterlesen